Seit Mitte Juli trägt die bislang namenlose Molenbrücke im Zollhafen einen Namen: Sie heißt jetzt Gerhard-Walter-Bornmann-Brücke. In einem feierlichen Akt wurde das entsprechende Schild durch seine Witwe Gabriele Bornmann und Kulturdezernentin Marianne Grosse enthüllt.
Von 1994 bis 2009 war „WaBo“ – wie ihn viele Menschen liebevoll nannten – als Ortsvorsteher die prägende politische Persönlichkeit der Mainzer Neustadt. Auf seine Initiative geht u.a. die Bebauung des Zollhafens, aber auch das intensive Engagement des Programms Soziale Stadt in der Neustadt zurück. Dass sich viele Kinder heute im Sommer bei guten Wetter auf dem Wasserspielplatz auf dem Goetheplatz austoben können, ist in erster Linie dem großartigen Einsatz von Gerhard Walter-Bornmann zu verdanken. Aber auch die Umgestaltung und Aufwertung des Gartenfeldplatzes und auch der massive Ausbau der Kinderbetreuung zählen zu seinen Verdienste.
Von 2009 bis 2014 war Gerhard Walter-Bornmann stellvertretender Ortsvorsteher und erneut – wie schon in den 80er Jahren – Mitglied des Stadtrats. Auch in der SPD hatte „WaBo“ viele Funktionen.
Hans Michael Hensel
Ich freue mich sehr, daß meinem früheren Segnitzer Mitbürger und Freund diese posthume Ehre zuteil wurde., die er wirklich verdient hat. Gerhard Walter war Pfarrersohn in meinem Heimatort Segnitz-am-Main (wo Italo Svevo fünf Schuljahre seiner Jugend verbrachte). Schon in jungen Jahren hatte er dort nicht selten das Amt des Vaters als Prediger übernommen, namentlich in unserem evangelischen Kindergottesdienst.
Nach dem Wegzug aus den Augen verloren, trafen wir uns seit den 1990er Jahren wieder über den gemeinsamen Freund Helmut Wöber in Mainz, unter anderem beim Buchhändler Jung. (siehe: https://www.hmhensel.com/christof-jung-flamenco/ )
Gerhard Walter interessierte sich wie ich neben der Literatur auch für Typografie und Buchgestaltung. Eine seiner letzten Bemühungen war es, auf meine Anregung, im Gutenberg-Museum eine Ausstellung mit Arbeiten des Typographen Walter Plata ( https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Plata ) zu ermöglichen und die Gutenberg-Gesellschaft für Platas typographisches Werk und seinen Nachlaß zu interessieren. Plata hat sich zeitlebens für eine Wiederentdeckung und modernen Einsatz der WIRKLICHEN Gutenberg-Schriften Textura, Schwabacher und Fraktur eingesetzt.
Leider kam die Ausstellung nicht mehr zustande, auch hielt sich die Begeisterung der Gutenberg-Gesellschaft für die von Plata stets bewußt und modern eingesetzen historischen Schriften erkennbar in Grenzen. Dort habe man ihm, Walter, sinngemäß beschieden, so schrieb er mir, daß die Mitglieder der Gutenberg-Gesellschaft leider, leider mehrheitlich nicht mehr in der Lage seien, Gutenbergs Lettern zu lesen, und daß man deshalb grundsätzlich davon absehe, in den Publikationen der Gesellschaft auch nur einzelne Worte in Überschriften in Textura, Schwabacher oder Fraktur zu setzen. Eine wahrhaft denkwürdige Argumentation, die nicht nur für Mainz traurig ist, und die man unbedingt auch einmal für die Nachwelt festhalten sollte, finde ich.
Gerhard Walter war ein großartiger Freund. Wir wollen nicht traurig sein, was wir in ihm verloren haben, sondern uns darüber freuen, was wir ihn ihm besessen haben.